VW: «Wasserstoff für Autos unsinnig»
Der Weltkonzern aus Wolfsburg fordert von der Politik die entschlossene Förderung der Elektromobilität. Allerdings ausschliesslich der batterieelektrischen Variante. Den Mitbewerbern im Land gefällt dies nicht.


Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) will die Reduktion der CO2-Emissionen und das Erreichen der Klimaziele von Paris technologieoffen erreichen. Ganz im Sinne von Daimler und BMW, aber auch von grossen Zulieferern. Wasserstoff als Energieträger oder auch synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) gehören für den einflussreichen Verband ebenso dazu wie batterieelektrische Hybride und Vollstromer.
Anders sieht der Volkswagen-Konzern die Zukunft. Seit längerem gilt das Bekenntnis zum Batterieelektrischen als realistischsten Weg. Diese Haltung fliesst nun auch in die Stellungnahme von VW zu einem neuen Gesetzesentwurf. Darin wird der Anteil der erneuerbaren Energien bis 2030 festgelegt und deren Förderung in Deutschland gesteuert. Damit wird die entsprechende EU-Richtlinie umgesetzt.
Der Redaktion der Süddeutschen Zeitung vorliegende Dokumente zeigen, dass die Autoindustrie hier keine einheitliche Zukunftsstrategie verfolgt. In seiner Stellungnahme zu dem Gesetzentwurf spreche sich Volkswagen gegen Kraftstoffe aus, die aus erneuerbaren Energien hergestellt werden. So würden «die sogenannten Potenziale dieser Alternativen beim flüssigen Kraftstoff im allgemeinen massiv überschätzt», schreibe Europas größter Autokonzern. Selbst die Herstellung synthetischer Kraftstoffe aus überschüssigen erneuerbaren Energien sei «aufwändig, kostenintensiv, wenig klimaeffizient und mit geringem Wirkungsgrad». Und aus erneuerbarer Energie grünen Wasserstoff zum Antrieb von Autos herzustellen, sei «unsinnig»: Für die individuelle Mobilität per PW sei der Wasserstoff «viel zu kostbar», da er etwa zum Umbau von Industrien wie Stahl, Chemie oder Zement gebraucht werde.
Für das Auto stehe mit der batterieelektrischen Mobilität «schon jetzt eine wirksame, effiziente, kostengünstige Technologie zur Verfügung, um die Klimaziele der Zukunft zu erreichen», so Volkswagen in der Stellungnahme weiter. Laut Volkswagen-Chef Herbert Diess investiert der Konzern in den nächsten fünf Jahren rund 35 Milliarden Euro in die Elektromobilität – auf Basis von Batterien notabene. All-in, könnte man sagen. Tesla macht nichts anderes, könnte man ebenfalls anfügen.
Zulieferer wie beispielsweise Schaeffler setzen hingegen auch auf weitere Effizienzgewinne bei Diesel- und Benzinmotoren. Ein ausschliesslicher Fokus auf E-Mobilität sieht Schaeffler-Vorstand Uwe Wagner kritisch. Die Transformation zu der alternativen Antriebsart müsse von einer Umstellung auf eine CO2-freie Energieerzeugung flankiert werden, gab er unlängst an einem Experten-Forum zu bedenken, ansonsten verschiebe man nur die Emissionen von den Fahrzeugen in die Kraftwerke, mit wenig bis gar keiner Reduktion bei den Kohlendioxid-Emissionen.
Foto: E-Mobilitäts-Vorstand Thomas Ulbrich am ID. Charger von Volkswagen. Thomas Ulbrich, Elektrovorstand bei Volkswagen, wird den Konzern übrigens verlassen, wie «auto & wirtschaft» jüngst berichtete (vgl. https://auto-wirtschaft.ch/news/8326-volkswagen-verliert-seinen-e-mobilitatsvorstand). Seit 2018 kümmerte sich Thomas Ulbrich, als Markenvorstand E-Mobilität, um den Aufbau der ID-Produktion, 2021 zieht er sich nun zurück. «Herr Ulbrich verlässt das Unternehmen aus rein privaten Gründen nach einer extrem intensiven Arbeitsphase», sagte ein VW-Sprecher der Automobilwoche. Der konkrete Termin stehe noch nicht fest. Sein Rückzug habe rein private Gründe.